Politik 31.8.19
«Die Ehe für alle kommt wohl schneller als erwartet»

Networker und SP-Mitglied Claude Janiak tritt im Herbst nicht mehr an, wenn es darum geht, den Ständeratssitz von Basel-Landschaft zu besetzen. Im Interview gibt Claude Auskunft über seine politischen Tätigkeiten.
Nach 20 Jahren in Bundesbern, tritt Networker Claude Janiak im kommenden Herbst nicht mehr als Ständerat für den Kanton Basel-Landschaft an. Seit 2007 ist der SP-Mann im Ständerat, vorher war er acht Jahre lang Nationalrat, den er 2006 präsidierte. Insgesamt war Claude 45 Jahre lang auf kommunaler, kantonaler und nationaler Ebene politisch aktiv.
Claude, bist du nach 20 Jahren in Bern der Politik überdrüssig geworden?
Nein, ein politischer Mensch werde ich zeitlebens bleiben. Ich freue mich auf die Zeit danach ohne vollen Terminkalender. Ich hab’s auch gesehen.
Du warst 2006 der erste Nationalratspräsident der Schweiz, der offen zu seiner Homosexualität stand. Hast du in deiner Politikerlaufbahn auch mal Benachteiligungen wegen deiner LGBTIQ-Zugehörigkeit erfahren?
Nein. Natürlich wird hintenrum getratscht. Das Nationalratspräsidium verdanke ich meiner Partei, die rund um die Debatte zum Partnerschaftsgesetz mit einem offen Schwulen ein Zeichen setzen wollte.
Was waren deine schönsten und was die weniger schönen Momente in Bundesbern?
Das Protokoll musste meinetwegen geändert werden, da ich mit einem Gatten und keiner Gattin zu Staatsempfängen kam. Die hatten zunächst eine Krise, aber dank Bundesrätin Calmy-Rey war sie gleich wieder behoben.
Die weniger schönen Momente waren anonyme Anfeindungen gegen Schwule. Aber da sind Frauen ja noch weit mehr betroffen.
Mittlerweile setzen sich ja auch Heterosexuelle für die Anliegen der Community ein. Ist diese deiner Meinung nach angemessen vertreten und wird ihr die gebührende Beachtung geschenkt oder gibt es noch Potenzial?
Ich denke, wir sind gut vertreten und haben viele Fürsprecherinnen und Fürsprecher. Es gibt aber noch kulturelle Unterschiede. In der Romandie und im Tessin ist es noch nicht selbstverständlich, offen für unsere Anliegen einzutreten oder gar offen schwul oder lesbisch zu sein.
Seit 1997 bist du Mitglied bei Network. Was hat dir deine Mitgliedschaft gebracht und warum ist es wichtig, dass es Network gibt?
Ich habe Freunde gefunden und gute Bekanntschaften gemacht und bin dankbar, dass Network bei politischen Kampagnen aktiv mitwirkt.
Welche politischen Meilensteine für die LGBTIQ-Community werden deiner Meinung nach nächstens erreicht?
Die Ehe für alle kommt wohl schneller als von mir erwartet. Und hoffentlich wird das Referendum gegen die neue Strafbestimmung bei Verbreitung von Hass abgelehnt.
Zum Schluss: Wie sieht nach deiner Ansicht die ideale Schweiz politisch aus?
Eine Schweiz, in der Toleranz und Respekt und Offenheit den Ton angeben.
Interview: Michel Bossart