Musikdorf Ernen 4.8.17
Jazz trifft Mörder trifft Raclette

Berge und Gesellschaft, Musik und Literatur – Ende Juni fand eine weitere Auflage des Network-Wochenendes im Musikdorf Ernen statt.
Auch in diesem Jahr folgte ein Gruppe Networker dem Ruf von Instrumenten und Büchern in die Walliser Berge: Vom 21. bis 24. Juli weilten 16 Vereinsmitglieder, einige mit Partner, im Musikdorf Ernen. Traditionsgemäss stand das Wochenende im Zeichen der Lesereihe Querlesen, in deren Rahmen schwule und lesbische Literaturschaffende ihre Werke präsentieren.
Barock in der Kirche
Am Freitagabend versammelten sich die Teilnehmer zu einem Begrüssungs-Apéro, bevor sie in der Kirche St. Georg ein Konzert des Barockensembles Ernen und der Mezzosopranistin Maite Beaumont genossen. Vorgetragen wurden unter anderem Stücke von Antonio Vivaldi oder Georg Friedrich Händel.
Wandern und Weltwoche
Tags darauf stand körperliche Aktivität auf dem Plan: Die Networker schnürten die Schuhe und wanderten durch den Naturpark Binntal, wo sie sich mit einem Bad im Halsesee erfrischen konnten. «Wir hatten Glück mit dem Wetter», sagt Francesco Walter, Intendant des Festivals und selbst Network-Mitglied. «Es war trocken, aber nicht allzu heiss – ideal zum Wandern.» Abends folgte der Auftakt zur Querlesen-Reihe: Networker David Streiff las aus seiner Biografie über das Leben und Wirken des schwulen Publizisten Manuel Gasser, der unter anderem die Weltwoche gründete.
Fleisch und Herrscher
Am Sonntagvormittag stellte dann die Schweizer Autorin und Journalistin Simone Meier ihr neustes Werk «Fleisch» vor – ein «lustvoller, lustiger Liebesroman über Menschen, die mit dem Jungsein und dem Älterwerden kämpfen», wie es in der Buchbeschreibung heisst. Den dritten Teil von Querlesen bestritt der deutsche Historiker und Autor Friedrich Dönhoff. Er las aus seinem Buch «Heimliche Herrscher», in dem Detektiv Sebastian Fink einer Mordserie in Hamburg auf den Grund geht.
Jazz und Raclette
Abgerundet wurde der Sonntag durch das «Jazzkonzert 1» – ein Crossover-Projekt des Charl du Plessis-Trio und der Sopranistin Rachel Harnisch. Die Musizierenden interpretierten Stücke von Händel, Bach oder Rachmaninow, bevor sie sich mit den Networkern zu einem gemeinsamen Raclette-Essen trafen. «Es war ein äusserst gemütlicher Abend», so Francesco. Überhaupt seien die drei Tage sehr gelungen. «Die Stimmung unter den Networkern war super und die meisten meinten, sie würden nächstes Jahr wiederkommen – das ist schön!» Was die nächste Auflage des Network-Wochenendes in Ernen angeht, so kann der Intendant bereits eine Ankündigung machen. Heinz Spoerli, der renommierte Choreograf und ehemalige Direktor des Balletts Zürich, wird 2018 einen Ballettabend auf die Beine stellen. «Heinz besuchte das Musikdorf zeitgleich mit den Networkern», erzählt Francesco. «Ich fragte ihn, ob er Interesse an einer Kooperation im kommenden Jahr hätte, und er stimmte zu. Das freut mich sehr!»
Texte: Markus Stehle
Fotos: Raphael Hadad