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IQS Forschungsnacht 6.6.17

«Kein Interesse an Unisextoiletten»

Sascha Rijkeboer gewinnt den NETWORK-LGBTI-Forschungspreis
Sascha Rijkeboer gewinnt den NETWORK-LGBTI-Forschungspreis

Geschlechtsneutrale WCs? Nein, danke.
Der Sieg ging letztendlich an eine Maturaarbeit mit dem Titel «Ich bin trans* und muss aufs WC!». Darin untersucht Sascha Rijkeboer, wie sich der Kanton Solothurn und die Kantonsschule Olten zum Thema «Unisextoiletten» positionieren. Die Resultate zeigten, dass die Debatte mit Nachdruck vorangetrieben werden muss. Der Kanton Solothurn wollte sich der Frage schlicht nicht stellen – Sascha wurde von einem Amt zum nächsten verwiesen, ohne am Ende eine Stellungnahme zu erhalten. «Es besteht ganz einfach zu wenig politischer Druck, als dass sich der Kanton dieser Thematik annehmen würde», erklärt Sascha.

«Nicht mehr als ein Alibi»
Nicht viel besser sah es an der Kantonsschule Olten aus. Seitens der Schulleitung habe es zwar geheissen, man würde im Rahmen der laufenden Gesamtsanierung eine Empfehlung an den Bauausschuss abgeben, die geplanten sechs Behindertentoiletten zusätzlich als genderneutral zu kennzeichnen, so Sascha. Doch wirklich zu überzeugen vermöge diese Massnahme nicht. «Zum einen bin ich nicht sicher, ob die Empfehlung überhaupt abgegeben wurde.» Zum anderen sei sie keine klare Bekenntnis zu einer inklusiven Toilettenpolitik, sondern vielmehr eine Alibiübung. «Diese Idee ist nicht auf die Bedürfnisse betroffener Personen ausgerichtet und in mehrfacher Weise diskriminierend, wenn auch ungewollt.» Das zeige erneut, dass die Bereitschaft fehle, sich mit der Thematik ernsthaft zu befassen. «Ganz allgemein wird an der Schule kaum über LGBTIQ-Themen gesprochen», so Sascha. In dieser Hinsicht herrsche offensichtlich Aufklärungsbedarf. «Vielen Schülerinnen und Schülern fehlt das nötige Wissen, um sich mit Toleranz und Akzeptanz in diesem Bereich auseinanderzusetzen.»

Wohltuende Würdigung
Sascha selbst bedeutet der Gewinn des Forschungspreises viel. «Im Rahmen des Recherche- und Schreibprozesses musste ich immer wieder Unangenehmes lesen und hören, nicht zuletzt in Bezug auf meine eigene Identität», so Sascha. «Umso mehr freut es mich, nach diesen emotionalen Strapazen eine solche Auszeichnung zu erhalten. Es ist eine schöne Anerkennung meiner Arbeit und motiviert ungemein.»

Text: Markus Stehle

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