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Konversionstherapien 10.8.19

Keine «Heilung» für Homosexuelle

Nationalrat und Networker Angelo Barrile engagiert sich gegen Konversionstherapien an Kinder und Jugendlichen.
Nationalrat und Networker Angelo Barrile engagiert sich gegen Konversionstherapien an Kinder und Jugendlichen.

Am 21. Juni hat Networker Angelo Barrile eine Motion der Zürcher BDP-Nationalrätin Rosmarie Quadranti mitunterschrieben: Konversionstherapien an Kinder und Jugendlichen sollen verboten werden.

«Ich will doch der Norm entsprechen!» oder «Warum ausgerechnet ich?!». Wer mit seiner sexuellen Identität hadert, stellt sich vielleicht eine dieser Fragen. Wenn Eltern sich solche Fragen zur Homosexualität ihrer Kinder stellen, kann es vorkommen, dass sie ihren Nachwuchs in sogenannte Konversionstherapien stecken. Dabei handelt es sich um eine Gruppe höchst umstrittener Methoden der Psychotherapie, die die homosexuellen Neigungen wegtherapieren möchten und die Entwicklung einer heterosexuellen Orientierung als Ziel postulieren. Hauptsächlich sind solche «Ex-Gay-Bewegungen» in evangelikalen Kreisen auszumachen. Wie so eine Konversionstherapie ablaufen kann, konnte auf eindrückliche Weise im kürzlich erschienenen Film «Boy Erased» gesehen werden.

Die ASP (Assoziation Schweizer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten) lehnt Konversationstherapien strikte ab und sagt in einer Mitteilung vom 18. Juni: «Homosexualität ist keine Krankheit und wurde schon 1992 von der WHO aus der Liste der Krankheiten entfernt. Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz, dass die sexuelle Orientierung durch Therapie verändert werden könne. Die Gründe, weswegen jemand homosexuell, bisexuelle, heterosexuell etc. ist, sind unbekannt.»  

Am 21. Juni hat BDP-Nationalrätin Rosmarie Quadranti (ZH) eine Motion eingereicht, die verlangt, dass solche «Therapien» an Jugendlichen verboten werden, dass Menschen, die solche Therapien durchführen ein Berufsverbot erhalten und dass diese «Therapien» erst recht nicht über die Krankenkasse abgerechnet werden dürfen. Mitunterzeichner der Motion ist Networker und SP-Nationalrat Angelo Barrile (ZH). Wir haben ihm dazu drei Fragen gestellt. 

Angelo, eine ähnliche Interpellation wurde 2016 vom Bundesrat abgelehnt, weil er keine Kenntnisse von Organisationen hatte, die solche Therapien in der Schweiz überhaupt anbieten. Warum diese erneute Motion?
Damals befremdete mich diese Antwort, da uns bekannt war, dass Konversionstherapien auch in der Schweiz durchgeführt werden und Informationen dazu verbreitet werden. Mir sind Fälle von Männern in der Schweiz bekannt, die selbst mit solchen Therapien in Kontakt gekommen sind oder denen sie nahegelegt wurden. Zudem bestätigen dies aktuelle Berichte in den Schweizer Medien. Der Bundesrat lag mit seiner Behauptung damals falsch und muss jetzt nochmals über die Bücher, dazu ist er durch die Antwort auf unsere gemeinsame Motion verpflichtet.

Hand aufs Herz: Kein Schweizer Psychotherapeut würde doch eine solche Therapie durchführen, da sie sich nicht mit der Berufsethik von psychotherapeutischen oder seelsorgerischen Fachpersonen vereinbaren lässt. Was soll das Verbot also genau bewirken?
Das dachte ich ja auch. Aber unglücklicherweise ist dem nicht so. Gerade Anfang Juli zirkulierte diesbezüglich ein Bericht über einen Psychiater im Kanton Schwyz. Stossend und schockierend an der Geschichte ist, dass diese Therapien sogar als ärztliche Psychotherapie deklariert und somit von der Krankenkasse bezahlt wurden. Mit der aktuellen Gesetzeslage bestehen keine Sanktionsmöglichkeiten gegen diesen Arzt wie Bussen oder gar ein Berufsverbot, obwohl er gegen die Berufsethik verstossen hat.

Mit einem Verbot setzen wir ein klares Zeichen, kurz und bündig: Solche Therapien sind nicht erlaubt und wer sie trotzdem durchführt, darf in der Schweiz nicht mehr praktizieren.

Die Motion kann jedoch nicht verhindern, dass Kinder für solche Therapien ins Ausland geschickt werden. Siehst du darin kein Risiko?
Wir können nur die Gesetzgebung in der Schweiz direkt beeinflussen. Dass ins Ausland ausgewichen werden kann, soll uns nicht davon abhalten, in unserem Land ein klares Signal zu setzen. Meiner Meinung nach braucht es dann doch eine grosse Dreistigkeit und schon fast kriminelle Energie, wenn Eltern ihr Kind für Therapien ins Ausland schicken, die in der Schweiz verboten sind.

Text: Michel Bossart

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