Queere Streifen 10.2.25
Kino durch die rosa Brille: Das sind die queeren Filmfestivals 2025!

LGBTI-Filmfestivals bringen auch 2025 wieder Vielfalt auf die Schweizer Leinwände. Hier gibt’s die queeren Kinoevents des Jahres auf einen Blick!
Das detaillierte Festival-Programm wird jeweils wenige Monate vor dem Starttermin auf den angegebenen Websites verfügbar sein.
Pink Apple Zürich: 29.4.-8.5. / Frauenfeld: 9.–11.5.2025
Woher kommt eigentlich der Apfel im Pink Apple? Aus dem Apfelkanton Thurgau! Das schwullesbische Filmfestival wurde nämlich 1997 in Frauenfeld gegründet. Ziel war die «Förderung homosexueller Akzeptanz in der Provinz».
Und wie landete das mittlerweile grösste Schweizer LGBTI-Filmfestival in Zürich? Dank der Eurogames! Diese gastierten im Jahr 2000 in der Limmatstadt, wo das Pink Apple mit sieben Vorstellungen im Arthouse Movie Präsenz zeigte. Seither hat sich das Festival weiter Richtung Grossstadt verlagert, wo 2003 erstmals die Eröffnungsfeier stattfand.
Das Pink Apple bietet mittlerweile rund 120 Filme aus aller Welt, lädt zahlreiche n internationale Gäste ein und vergibt fünf Awards mit einer Preissumme von insgesamt 10’000 Franken. Ergänzend zum Filmprogramm gibt es unter anderem Q&As, Podiumsgespräche, Vorträge sowie Public Viewings. Erste Details zur diesjährigen Ausgabe dürfen die Filmfans gemäss Organisator:innen Mitte Februar erwarten.
2024 startete Pink Apple zudem die monatliche Filmreihe «Queer Things» im Zürcher Kino RiffRaff.
www.pinkapple.ch
Luststreifen, Basel: 10.–13. Oktober 2025
Das Festival wurde 2008 von den habs queer basel gegründet und 2018 in einen eigenen Verein überführt. Es möchte Werke zeigen, die gegen Ausschlüsse, Diskriminierungen, Unter- oder Fehlrepräsentation wirken. Neben dem Film fördert das Luststreifen auch Kunstperformances sowie musikalische und sprachliche Zugänge zur Kunst.Seit vergangenem Jahr findet das Festival in einem etwas kleineren Rahmen statt, weil das Organisationsteam von über 30 auf fünf Personen geschrumpft ist.
Auf Anfrage von network äussern die Verantwortlichen den Wunsch, dennoch wieder mehr Workshops, Talks und Side Events anzubieten. Auch dieses Jahr dürfe zudem wieder fest mit den traditionellen Porn Shorts und Heidilicious Shorts (Kurzfilme aus der Schweiz) gerechnet werden. Generell habe sich das Team jedoch mit dem intimen Format, bei dem die queere Community wirklich spürbar sei, angefreundet.
www.luststreifen.com
Everybody’s Perfect, Genf: 10.–19. Oktober 2025
Performances, Ausstellungen, Workshops, Diskussionen, Literatur und Musik: Everybody’s Perfect ist weit mehr als ein reines Filmfestival. Es ist ein Ort, wo unterschiedlichste Medien und Ausdrucksformen mit queerem Bezug zusammenkommen und zelebriert werden. Das erste LGBTI-Filmfestival der Westschweiz ist daher zugleich Genfs grösstes kulturelles Event der Community. Hauptschauplatz ist das Kulturzentrum Maison des arts du Grütli.
Im Fokus stehen die Filme und die eingeladenen Künstler:innen, die ihre Werke vorstellen. Die Organisator:innen versprechen für die diesjährige zwölfte Ausgabe des Festivals wieder zahlreiche starke Spielfilme, Kurzfilme und Dokus sowie Vorpremieren und Schweizer Premieren.
www.everybodysperfect.ch
Queersicht, Bern: 6.–12. November 2025
Das Queersicht ist mit Gründungsjahr 1996 das älteste queere Filmfestival der Schweiz. Damals noch als schwul-lesbische Kulturveranstaltung konzipiert, berücksichtigt es heute sämtliche Aspekte der LGBTI-Community. Das 10-tägige Festival hat sich zum Ziel gesetzt, die Diversität der Community sowohl in der Filmauswahl als auch im Rahmenprogramm sichtbar zu machen, Solidarität zu fördern und Vielfalt zu feiern. «Dieses Bewusstsein inspirierte uns in den vergangenen Jahren und wird uns weiterhin bereichern», schreibt Queersicht auf Anfrage.
Zurzeit befindet sich das ehrenamtlich arbeitende OK gerade in der Filmsichtungsphase für die 29. Ausgabe. Es werden auch dieses Jahr wieder dutzende Kurz-, Spiel- und Dokumentarfilme über die Leinwände der Berner Kinos flimmern; dazu gibt es ein buntes Rahmenprogramm mit Podiumsgesprächen und Partys. Feste Tradition ist zudem die Verleihung der «Rosa Brille»: eine für den besten und eine für den kontroversesten Kurzfilm.
www.queersicht.ch
PinkPanorama, Luzern: 19.–22. November 2025
Das Festival, das im vergangenen November bereits zum 23. Mal über die Bühne ging, möchte queere Lebensformen auf der Kinoleinwand sichtbarer machen. In seinen Anfängen wurde das PinkPanorama besonders von der Kinobewegung «New Queer Cinema» beeinflusst. In den vergangenen 20 Jahren sind queere Filme jedoch vielfältiger geworden – sowohl in Bezug auf die Erzählweisen als auch auf die repräsentierten Lebensformen.
Das zeigt sich in der Eigenbezeichnung des PinkPanorama, das sich seit 2018 als queeres und nicht mehr als «lesbischwules Filmfestival» versteht. Es möchte möglichst vielen Formen der Liebe, Sexualitäten und Identitäten gerecht werden, die nicht der heterosexuellen Norm entsprechen. 2024 stand mit «Slow» erstmals ein Spielfilm über Asexualität auf dem Programm.
Das ehrenamtlich arbeitende OK versteht das Festival auch als wichtigen Treffpunkt für die queere Community in der Zentralschweiz und bietet jeweils ein entsprechendes Rahmenprogramm. «2024 war es so vielfältig wie noch nie: unter anderem mit einem Crash-Kurs im Salsa-Tanzen, einem queeren Bingo und einem Slow Speed Dating», schreibt PinkPanorama auf die Anfrage von network.
www.pinkpanorama.ch
UNCUT – queer cinema, Bern: ganzjährig
LGBTI-Präsenz im normalen Kinoalltag, ganz ohne Festival: Zweimal pro Woche sind im Berner Kino Rex regelmässig ziemlich queere Streifen zu sehen; am 18. und 20. Februar beispielsweise der Visconti-Klassiker «Tod in Venedig».
Entstanden ist die Filmreihe UNCUT aus den Gay-Partys im Gaskessel Bern. «Zur Einstimmung auf den Abend, begannen wir im Herbst 1998, queere Filme vorzuführen», erinnert sich Georges Pauchard. Das langjährige network-Mitglied ist heute zusammen mit seinem Mann Maximilien Jung (ebenfalls Networker), Franco Di Muro und Heinz Furter im Vorstand des Vereins UNCUT und für die Organisation verantwortlich.
Ab 2005 waren es reine Filmvorführungen – erst im grossen Bierhübeli-Saal, dann im Kino in der Reitschule. Das erforderte Improvisationstalent: «Wir waren jeweils bis zum Schluss des Films nie ganz sicher, ob alles fehlerfrei ablaufen wird», erzählt Georges. «Dies änderte sich mit der Aufnahme durch Cineville im Kino des Kunstmuseums, wo wir keine Operateurarbeiten mehr übernehmen mussten. Endlich konnten wir uns auf die Programmgestaltung und Gästebetreuung konzentrieren.» Mit der Eröffnung des Kino Rex erreichte UNCUT schliesslich ein noch grösseres Publikum.
Seit der Gründung von queerAlternBern im Januar 2024 gibt es zudem die nachmittägliche Filmreihe Cinema SIESTA speziell für ein älteres queeres Publikum.
Die Eintritte decken die Kosten für UNCUT und Cinema SIESTA (Saalmiete, Technik, Ticketing und Filmbeschaffung) nicht vollständig ab. Besonders internationale Verleiher verlangen hohe Gebühren, was gerade Filmklassiker teuer macht. «Deshalb sind wir auf die finanzielle Unterstützung von Vereinen, Firmen und Privatpersonen angewiesen, für die wir uns bei network Bern herzlich bedanken. Unser Team arbeitet ehrenamtlich, aus Liebe und Freude am queeren Film.»
www.bern.lgbt/uncut/