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EMIS-2017 Länderbericht 1.2.21

Let’s talk about Sex

Vor drei Jahren wurden Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) zu ihrem Befinden und Sexualverhalten gefragt. Die Länderstudie für die Schweiz dient dem BAG als Grundlage für die Prävention. Networker Daniel Gredig stellte die Resultate in einem Zoom-Meeting vor.

Das virtuelle Zoom-Meeting, das die Regionalgruppe Bern am 19. Januar organisiert hat, ist nicht nur bei den Berner Networkern auf reges Interesse gestossen. Auch Teilnehmer aus anderen Regionen schalteten sich zu und lauschten den Ausführungen Daniel Gredigs, Networker und Professor für Soziale Arbeit an der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Das Thema hatte es nämlich in sich: Es ging um die Interpretation der Resultate der EMIS-2017. EMIS steht für «European MSM Internet Survey» – die Umfrage wurde zwischen Oktober 2017 und Januar 2018 durchgeführt. Teilgenommen haben insgesamt 137’358 Männer (die Sex mit Männern haben = MSM) aus 50 Ländern, die Resulate für die Schweiz basieren auf den Angaben von 3066 MSM. Der Länderbericht soll dem BAG wie auch den nichtstaatlichen Organisationen, die in der Prävention von HIV/STI tätig sind, eine Grundlage für die Planung und Umsetzung der Präventionsarbeit bieten, ist aber auch für alle anderen interessant.

Zuerst erläuterte Daniel den knapp 30 virtuell Anwesenden Statistisches rund um den Länderbericht: Teilgenommen haben Männer zwischen 16 und 85 Jahren, der Median liegt bei 41 Jahren. «Rekrutiert» wurden die Umfrageteilnehmer auf einschlägigen Dating-Plattformen und den sozialen Medien. Ausgewählte Themen wurden auf Unterschiede nach Alter, Bildung, Einkommenssituation, Erwerbstätigkeit, Grösse des Wohnortes, Coming-out und Beziehungsstatus geprüft. Wobei ein Grossteil der Teilnehmer (19 Prozent) aus Zürich stammten und im Vergleich dazu nur jeweils fünf Prozent aus den Städten Genf, Bern, Basel und Lausanne. «Die Studie ist etwas Zürich-lastig», meinte Daniel. Nichtdestotrotz gebe sie wertvolle Hinweise auf das Befinden und Sexualverhalten von Schweizern MSM, meinte er.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie sind folgende:

  • Von den 11 Prozent der Befragten, die mit HIV leben, sind 95 Prozent in einer antiviralen Therapie.
  • Weniger als 90 Prozent der Antwortenden kennen ihren HIV-Status. 13 Prozent der befragten MSM haben sich noch nie auf HIV testen lassen. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich hier vorwiegend um nicht geoutete MSM handelt.
  • Mehr als 75 Prozent der Befragten waren nach eigenen Angaben HIV-negativ, ihr letztes Testresultat liegt bei einem Viertel dieser Männer allerdings mehr als zwölf Monate zurück.
  • Insgesamt sind die befragten MSM sexuell aktiv und mit ihrem Sexleben mehrheitlich zufrieden. Männer mit oder ohne HIV-Diagnose unterschieden sich hier nur unwesentlich voneinander.
  • Mehr als die Hälfte der Befragten lebt in einer festen Beziehung, was aber nicht heissen will, dass die Beziehung sexuell exklusiv ist.
  • Über 75 Prozent der Antworteten hatten in den letzten 12 Monaten Sex mit einem nicht-festen Partner; 52 Prozent der Männer ohne HIV-Diagnose nutzten beim Analverkehr mit nicht-festen Partner ein Kondom.
  • Der konsequente Kondomgebrauch beim Analverkehr mit nicht-festen Partnern nimmt nicht erst seit der Möglichkeit, sich mit PrEP vor einer HIF-Infektion schützen zu können, ab.
  • 31 Prozent gaben an, PrEP einzunehmen, wenn sie denn verfügbar und bezahlbar wären.
  • Nur ein kleiner Anteil der Befragten verfügt über Erfahrungen mit Chemsex (Crystal Meth, Mephedron, GHB/GBL); der Konsum von Poppers und Viagra ist weit mehr verbreitet.
  • MSM sind nach wie vor häufig Opfer von Bedrohung, Beleidigung oder gar physischer Gewalt.

Zusammenfassend hält die Studie fest, dass die zielgruppenspezifische HIV/STI-Pra?ventionsarbeit bei MSM weiterhin eine Herausforderung darstellt. Fu?r eine wirksame HIV/STI-Pra?vention brauche es entsprechende Ressourcen und das Interesse der o?ffentlichen Hand, weiterhin in diese Arbeit zu investieren. Ebenso gelte es, das Bewusstsein fu?r das Themas HIV/STI in der MSM-Community, aber auch in der Allgemeinbevo?lkerung aufrechtzuerhalten.

Text: Michel Bossart

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