Vereinsleben 5.3.19
«Meine Göttis waren super!»

An der letzten Vorstandssitzung anfangs Februar wurde ein Neumitglied aufgenommen. Wir heissen Mirco herzlich willkommen und wünschen ihm viel Erfolg beim Networken.
Der 35-jährige Mirco aus Obfelden ist gelernter Innendekorateur mit eigenem Unternehmen: «Ich habe vor fünf Jahren das Geschäft meiner Familie übernommen und leite es nun in der fünften Generation», sagt er. Neben dem traditionellen Möbelhandel bieten er und seine mittlerweile 20 Angestellten – vier davon sind Lehrlinge – auch ein Vorhangatelier, eine Polsterwerkstatt oder Bodenbelagsarbeiten an. «Wir sind ein traditionelles Familienunternehmen», meint er, der nach der Durchdiener-Rekrutenschule direkt ins Geschäft seiner Eltern einsteigen konnte.
Und warum ist er nun Mitglied bei Network geworden? «Ich habe mich relativ spät geoutet, erst so mit 22 oder 23 Jahren», erinnert Mirco sich. Er habe darum das schwule (Ausgangs-) Leben etwas verpasst. Als er vor etwas mehr als einem Jahr ein Network-Inserat im «Display» gelesen habe, fühlte er sich sofort angesprochen. «Mal etwas aus Obfelden herauskommen, nach Zürich fahren und dort – auch zusammen mit seinem Freund – andere schwule Männer kennenlernen und mich so geben, wie ich halt bin, das war mir halt ein Bedürfnis.» Den Interessentenprozess habe er darum als äusserst bereichernd erfahren. «Ich hatte Glück mit meinen Göttis», sagt er. Sie haben ihn zu verschiedenen Anlässen mitgenommen und er konnte so viele «lässige Leute kennenlernen», wie er sagt. Ein Jahr habe das Aufnahmeverfahren gedauert. Nicht zu lange, findet er. So habe einerseits er einen guten Eindruck des Vereinslebens erhalten und andererseits konnten ihn die Zürcher Networker auch etwas näher kennenlernen.
Doch das eigene Vergnügen war nicht alleiniger Motivationsgrund, bei Network mitzumachen. «Ich möchte mich für die Gesellschaft engagieren», sagt er und erklärt: «Gerade für junge Schwule auf dem Land ist es nicht immer einfach, überhaupt von allen Angeboten, die ihnen zum Beispiel beim Coming-out helfen, zu erfahren.» Mit mehr Sichtbarkeit mache man aus dem Schwulsein doch etwas ganz Alltägliches. Denn auch er hatte zu Beginn Bedenken, was denn die Kunden, Lieferanten, Angestellten oder die Kollegen vom Turnverein zu einem schwulen Mirco sagen würden. Glück gehabt: Die Bedenken waren in seinem Fall unbegründet. Und dennoch weiss er gerade auch aus seinem persönlichen Umfeld, dass es Fälle gibt, wo ein Coming-out nicht unbedingt ohne Probleme abläuft.
Auf jeden Fall freut er sich nun, als Mitglied von Network seinen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten und ist auch für Engagements innerhalb des Vereins offen.
Text: Michel Bossart