Anti-LGBTI 6.12.19
Nicht unsere Lieblingsschokolade

Im September gelangte die Schokoladenfirma Läderach in den Fokus der LGBTI-Community, weil die Inhaber sich aktiv gegen deren Anliegen einsetzen. Grund genug für einen Boykottaufruf?
Der Zürcher «Tages-Anzeiger» nennt ihn den «Moralapostel der Nation», der sich mit langem Atem gegen Pornos, Harry Potter und für christliche Werte einsetzt. Gemeint ist Jörg Läderach, Patron von Läderach Chocolatier aus dem Glarnerland. «Die Familie ist seit jeher das Fundament und die Inspirationsquelle der Marke und des Unternehmens Läderach», steht auf der Firmenwebseite geschrieben. Und weiter: «Obwohl weltweit präsent, ist das Unternehmen Läderach lokal verankert und lebt familiäre und authentische Werte wie Toleranz, Respekt und Zuverlässigkeit». Nun, das mit der Zuverlässigkeit mag möglicherweise stimmen. Wenn es dann aber um Toleranz und Respekt geht, dann wissen LGBTI-Personen und auch Frauen ein anderes Liedchen zu singen: Die Unternehmerfamilie engagiert sich aktiv bei den vehementen Abtreibungsgegnern «Marsch fürs Läbe» und dem Verein «Christianity for Today» (CFT), dessen Präsident Jürg Läderach ist. Der Verein ist der Ansicht, dass «die Familie – ein Mann und eine Frau, verheiratet, und deren Kinder» die Grundlage einer intakten Gesellschaft bildet. Im Umkehrschluss heisst das, dass Pärchen im Konkubinat, zwei gleichgeschlechtliche Partner und sogar kinderlose Menschen nichts zu einer «intakten» Gesellschaft beitragen können.
Diese Ansicht wirft einige Fragen auf: Ist es opportun, wenn Personen aus der LGBTI-Community weiterhin bei Läderach Schokolade kaufen, wenn sich die Inhaberfamilie aktiv zum Beispiel gegen die «Ehe für alle» einsetzt? Ein Teil des Reingewinns des Unternehmens werde in christlich-soziale Projekte investiert, sagt Läderach-CEO Johannes Läderach auf jesus.ch. Ob er mit diesen Projekten auch Anliegen und Vereine aus der christlich-fundamentalistischen Ecke meint, lässt er offen, es ist aber anzunehmen.
Im September, als der «Marsch fürs Läbe» in Zürich stattfand, machten Aktivisten auf die Verbandelung der Läderach-Familie mit diesen Anti-LGBTI-Vereinigungen aufmerksam und riefen zu einem Boykott aller Läderach-Filialen auf. Network als liberaler Verein mit mündigen Mitgliedern hat sich diesen Boykottaufrufen nicht angeschlossen. Präsident Daniel Seiler sagt dazu: «Network unterstützt in keiner Art und Weise Engagements, die sich direkt oder indirekt gegen unsere Community richten. Wir appellieren an die Vernunft der Mitglieder.»
Text: Michel Bossart
Bild: Mannschaft Magazin