Im Fokus 5.9.20
Stephan sorgt für den gestochen scharfen Blick

Augenarzt Stephan Estermann ist seit diesem Jahr Network-Mitglied bei der Regionalgruppe Zürich. Im Interview sagt er, warum Network für ihn der richtige Verein ist, wie er den Inserentenprozess erlebt hat und warum es nicht so wichtig ist, ob der eigene Augenarzt schwul ist.
Stephan, seit Februar bist du Mitglied der Regionalgruppe Zürich. Was hat dich dazu bewogen, Network beizutreten?
Network ist «im schwulen Zürich» eine bekannte Grösse und ich habe einige Freunde, die bereits Mitglieder sind und sich aktiv engagieren. Die Motivation beizutreten wurde einerseits durch Freunde und meine Teilnahme als Gast initiiert, andererseits aber auch durch meinen Wunsch, in unserer Community aktiver teilzunehmen.
Du bist bald 49 Jahre alt. Warum ein Beitritt jetzt und nicht schon vor 20 Jahren?
Du meinst wohl: «Du bist bald 49 Jahre jung.» (Lacht.) In den vergangenen 20 Jahren stand meine Ausbildung und berufliche Karriere im Vordergrund. Nun fühle ich mich im Alter von 49 Jahren beruflich «etwas angekommen» und es gibt Zeit und Ressourcen, die ich nun auch ausserhalb des Berufes, zum Beispiel eben für unsere Community investieren möchte.
Was versprichst du dir von deiner Network-Mitgliedschaft?
Interessante Leute kennenzulernen, unsere Anliegen in der Gesellschaft mit einer breiten Unterstützung vertreten zu können und den Geist und Mindset offen und diverse zu halten.
Wie hast du den Interessentenprozess erlebt?
Der Interessentenprozess war aus meiner Sicht effizient und unbürokratisch. Lediglich die Pandemie hat die eigentliche «physische Aufnahme» im Rahmen der Neumitglieder-Vorstellung verzögert.
In der Community hat Network manchmal auch ein etwas elitäres Image, weil halt nicht jeder mitmachen kann. Stört dich das?
Das empfinde ich nicht so. Es gibt diverse andere Interessengruppierungen und auch alt-gediente Serviceclubs. Es gibt ja unzählige Möglichkeiten, sich einer Gruppierung, Community oder einem Club anzuschliessen.
Du bist Augenarzt mit eigener Praxis. Vernetzen sich LGBTI-Ärzt*innen auch untereinander?
Es gibt von Pink Cross die Medigay Liste, welche LGBTI-freundliche Ärzt*innen vermittelt. Ich bin der Ansicht, dass es für gewisse medizinische Probleme von Vorteil sein kann, wenn der betreuende Arzt oder die betreuende Ärztin selber homosexuell ist. In der Augenmedizin spielt es aber eher eine untergeordnete Rolle. Ich sorge mich aber gerne für einen gestochen scharfen Blick.
Wohlwissend, dass das Leben viele Schattierungen hat, möchte ich dir zum Schluss doch ein paar Entweder-Oder-Fragen stellen, um dich etwas kennenzulernen:
Stadt oder Land? Zürich und Engadin
Klassik oder Pop? Klassik
Hund oder Katze? Hund
See oder Meer? Meer
Italien oder Frankreich? Italien
Mac oder PC? PC
Auto oder Zug? Zurzeit Auto
Interview: Michel Bossart