Schulprojekt ABQ 4.12.20
«Was ist Vielfalt?» – eine Frage macht Schule

Der gemeinnützige Verein ABQ macht Schulbesuche und bringt den Schüler*innen näher, was es bedeutet «queer» zu sein. Die Berner Networker gewannen einen Einblick in die Vereinsaktivitäten und wie so ein Schulbesuch von ABQ aussehen kann.
Am 17. November stellten Mirco Droz, Maja Krämer und Tobias Rohrbach vom Verein «ABQ Schulprojekt» im Rahmen eines Apéro Plus den Berner Networkern ihre Arbeit vor: Seit 1999 führen Vertreter*innen von ABQ in den Kantonen Bern, Freiburg und Jura jährlich ungefähr 35 Schulbesuche durch. ABQ – ein Wortspiel aus «ABC» und «queer» – ist ein gemeinnütziger Verein und mit weiteren Schulprojekten wie GLL (Innerschweiz), Comout (Ostschweiz), anyway (Basel) und dem Transgender Network Schweiz vernetzt, die in den benannten Regionen vergleichbare Workshops und Schulbesuche zu den Themen Homo- und Bisexualität sowie Transgender anbieten.
Den anwesenden Networkern wurde von den drei ABQ-Vertreter*innen erklärt, wie ein Schulbesuch abläuft und welche Schwerpunkte gesetzt werden. Einen grossen Platz nimmt dabei die Vielfalt und das Coming-out ein. Und gerade, weil es so einen hohen Stellenwert hat, erzählen die Schulbesucher*innen jeweils detailgetreu, wie es zu ihrem eigenen Coming-out gekommen ist. Es werden auch schwierige Begriffe wie «trans*», «gender-fluid», «non-binär» oder «inter» geklärt, und die Schüler*innen werden angehalten, in einem kleinen Workshop in ihren Augen auch noch so «peinliche» Fragen aufzuschreiben, die anschliessend im Plenum beantwortet und diskutiert werden.
Heute bestehe bei den Jugendlichen bereits ein grosses Wissen in Bezug auf LGBTI, sagte Mirco, dennoch seien die Teilnehmer*innen in der Regel jeweils sehr erstaunt, wenn sie hören, dass Homosexuelle in einigen Ländern noch immer eingesperrt oder gar getötet werden.
Doch diese wichtige Aufklärungsarbeit mit Schwerpunkt im Kanton Bern ist allerdings gefährdet: Der Kanton hat seine finanziellen Unterstützungen gestrichen. Damit der Verein überleben kann, ist er dringend auf Spenden angewiesen. Regionalleiter André Burri sagte im Anschluss, dass Network Bern den Verein ABQ mit einer Spende über 500 Franken unterstützen und ihn für den neuen Network Preis nominieren werde.
Der Berner Apéro Plus fand in einer hybriden Form statt: Einerseits genoss man physisches Gastrecht in den Räumlichkeiten der AXA, andererseits wurde der Anlass auch mit Zoom in die Büros von Networkern übertragen, die wegen Corona oder aus anderen Gründen nicht persönlich im Apéro teilnehmen konnten. André zeigt sich zufrieden: «15 Personen waren vor Ort und acht nahmen über Zoom teil, darunter war Bernhard Pulver, der ehemalige Erziehungsdirektor des Kantons Bern.»
Im Anschluss an die Präsentation stellten die Networker vor Ort wie auch online viele Fragen, was von «Regisseur» Markus Dinhobl neben technischem Können auch einiges an Koordinationsgeschick abverlangte. Doch diese hybride Apéro-Plus-Form erwies sich als kluger und gangbarer Weg, wie Informationsveranstaltungen in diesen Zeiten gewinnbringend für alle abgehalten werden können.
Text: Michel Bossart