Regionalgruppe Tessin 1.4.16
«Wir müssen uns noch etablieren»

Vor rund zweieinhalb Jahren entstand die Network-Regionalgruppe Tessin. Mittlerweile zählt die Sektion 13 Mitglieder und zehn Interessenten. Im Interview zieht Regionalleiter Patrick Perret-Gentil Bilanz.
Patrick, die Regionalgruppe Tessin wurde im August 2013 gegründet. Wie kam es dazu?
Ich kannte den Verein schon seit Längerem, nicht zuletzt von den jährlichen Network-Apéros, die jeweils anlässlich des Filmfestivals in Locarno stattfinden. So kam mir die Idee, eine Tessiner Sektion aufzubauen. Um die Gruppe gründen zu können, war ein Minimum von fünf Mitgliedern vorausgesetzt. Diese Anforderung konnten wir im August 2013 erfüllen. Im ganzen Gründungsprozess sehr geholfen haben uns Oliver Fritz und Angelo Caltagirone, zudem übernahmen Georg Linsi und Rafael Traber eine Patenschaft für die Gruppe.
Wie beurteilst du das Verhältnis der Tessiner Sektion zum Verein als solchen?
Durch die Gründung unserer Sektion entstand insofern eine neue Situation für Network, als eine dritte Sprache dazu kam. Nicht alle Networker sprechen Italienisch, und nicht alle Tessiner Mitglieder sprechen Deutsch oder Französisch. Die Kommunikation ist deshalb nicht immer ganz einfach. Das zeigte sich zum Beispiel auch vor kurzem wieder, nur drei unserer Mitglieder kamen mit an die GV nach Zürich. Der interregionale Austausch wird durch die Sprachbarriere bisweilen etwas erschwert. Darüber hinaus gibt es gewisse kulturelle Unterschiede zwischen dem Tessin und anderen Regionen der Schweiz.
Zum Beispiel?
Gerade im Vergleich zur deutschsprachigen Schweiz fällt auf, dass Privat- und Arbeitsleben im Tessin strikter getrennt werden. Es gibt hier viele schwule Führungskräfte, die im persönlichen Umfeld geoutet sind und eventuell auch am Arbeitsplatz kein Geheimnis daraus machen. Aber sie sind weniger motiviert, sich im Zusammenhang mit ihrer Homosexualität zu engagieren. Dazu stehen und sich gerade im beruflichen Umfeld explizit als schwul zu zeigen, liegt weniger in der Kultur der Menschen hier. In der Romandie ist es ähnlich. Entsprechend langsam wächst unsere Sektion.
Wie beurteilst du eure Mitgliederzahlen?
Wir müssten über 20 bis 25 Mitglieder verfügen, um längerfristig überleben und funktionieren zu können. An der GV sprach ich mit Fred Bourdier und er erzählte mir, dass sie nach der Gründung der Lausanner Sektion rund fünf Jahre brauchten, um die Grenze von 20 Mitgliedern zu knacken. Insofern haben wir noch etwas Zeit, um uns zu etablieren (lacht).
Wie kann die Regionalgruppe noch attraktiver gemacht werden?
Künftig muss die Mitgliedschaft als solche noch einen stärkeren Mehrwert bringen. Jede zweite Woche den traditionellen Apéro zu veranstalten, reicht nicht aus. Wir planen deshalb mehr Anlässe und Aktivitäten, in deren Genuss man nur kommt, wenn man bei Network dabei ist. Am 19. April wird zum Beispiel ein Mitarbeiter des Staatssekretariats für Migration den Tessiner Networkern von seiner Arbeit berichten und dabei unter anderem auch das Thema von LGBT-Flüchtlingen aufgreifen. Und gerne mache ich an dieser Stelle auch noch einmal auf zwei Anlässe aufmerksam, die im August stattfinden: Auch dieses Jahr treffen sich die Networker anlässlich des Filmfestivals in Locarno wieder zu zwei Apéros mit anschliessendem Abendessen. An einer der beiden Veranstaltungen wir höchstwahrscheinlich auch Marco Solari, der Präsident des Filmfestivals teilnehmen. Alle sind herzlich eingeladen!
Interview: Markus Stehle